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Valencia kann kommen

Mittwoch, 07.06.2017, #studieren

Anna Schiffbänker besuchte über erasmus+ die Universität Valencia

Die Institute der Universität von Valencia sind auf verschiedene Standorte aufgeteilt. Die Sozial- und Wirtschaftswissenschaften sowie Rechtswissenschaften befinden sich am Campus „Tarrongers“ nordöstlich von der Innenstadt. Der Campus ist leicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem örtlichen Radverleihsystem (Valenbisi) zu erreichen. Er ist recht groß und verfügt über mehrere Cafés und einen großen Sportplatz. Das spanische Uni-System erinnert ein wenig an unser Schulsystem. Pro Jahrgang gibt es zwei Klassen, die die vorgeschriebenen Kurse belegen. Jeder Kurs findet zwei Mal pro Woche statt, die theoretische Einheit besucht der gesamte Jahrgang gemeinsam (ca. 50 Studenten); für die praktische Einheit wird der Jahrgang in zwei Gruppen geteilt.

Die Anmeldung an der Gastuniversität ist relativ gemütlich. Nachdem man offiziell von der Heimatuniversität für Valencia nominiert wurde, bekommt man eine E-Mail mit den wichtigsten Informationen und den weiteren notwendigen Schritten von der Gastuniversität. Es wird verlangt, dass man schon im Vorhinein eine Liste mit den gewünschten Kursen an die Uni schickt. Die Kursvergabe verläuft in Spanien nach dem „first-come-first-serve“ Prinzip, ich kann also empfehlen die Liste möglichst bald abzuschicken. Wichtig ist zu schauen, ob sich die Kurse überschneiden, denn fast alle Kurse sind mit verpflichtender Anwesenheit!

Die Anreise ist persönlich zu organisieren. Füge von Graz sind teurer, man hat aber die Möglichkeit mit Ryanair recht billig von Triest zu fliegen. Vom Flughafen kommt man schnell und einfach mit der Metro in die Stadt. Eine einzelne Fahrt kostet 4,50 Euro inklusive der wiederverwendbaren Metro Karte. Man kann sich überlegen einen 10-er Block zu kaufen, bei mir hat es sich in dem Jahr sicher ausgezahlt. Empfehlenswert ist auf jeden Fall rechtzeitig anzureisen. Eine Woche vor Unibeginn findet eine von der Erasmus-Organisation ESN organisierte Welcome-Week statt.

Die richtige Bleibe
Für mich verlief die Wohnungssuche sehr einfach, da mir eine ehemalige Erasmus-Studentin ihre Wohnung weitervermitteln konnte. Ich war mit der Wohnung und besonders mit meinem Zimmer sehr zufrieden. In Valencia leben Studenten in WGs, Zimmerpreise beginnen schon bei ca. 150 Euro. Ich habe für mein Zimmer (ca. 20m², eigenes Bad, geteilte Küche und Wohnzimmer) 270 Euro bezahlt, habe aber auch eine der schönsten Wohnungen erwischt und konnte problemlos all meine Besucher beherbergen. Zahlreiche Facebook-Seiten („Erasmus Valencia“) und Gruppen sowie spezielle Internet Seiten bieten die Möglichkeit schon von zu Hause eine Wohnung zu finden. Ich kann aber empfehlen sich erst vor Ort umzuschauen, sehr häufig schauen Wohnungen in Wirklichkeit ganz anders aus oder man versteht sich nicht gut mit seinen MitbewohnerInnen.

Wenn man erst bei Ankunft eine Wohnung sucht, zahlt es sich aus schon möglichst früh anzureisen, da die besten Wohnungen Anfang September schon weg sind. Ich kann empfehlen eine Wohnung im Bereich Blasco Ibáñz, Amistat, bzw. Benimaclet zu suchen. Diese Gegenden sind ein idealer Wohnort zwischen Innenstadt und Strand.

Bei der Wohnungsauswahl ist außerdem zu beachten, dass die Wohnung unbedingt eine Klimaanlage und Heizung haben sollte. Im Winter sinkt die Temperatur zwar nicht unter 10 Grad, aber die Fenster sind schlecht isoliert und oft fühlt man keinen Unterschied zwischen der Außen- und Innentemperatur. Im Sommer kann es extrem heiß werden, es ist unglaublich schwül und kühlt auch in der Nacht kaum ab.

Ich habe in Spanien leider keinen vorbereitenden Sprachkurs besucht, da ich nicht früh genug anreisen konnte. Stattdessen habe ich im Sommersemester vor meinem Aufenthalt am treffpunkt sprachen einen Spanisch Kurs belegt. Mein Niveau war vor Aufenthalt bei B2, dies hat mir auf jeden Fall geholfen, besonders da ich einige Kurse auch auf Spanisch belegt habe. Ich kann sehr empfehlen mindestens mit Grundkenntnissen nach Valencia zu kommen. Die Stadt ist sehr international und man kann sich auf jeden Fall auch mit Englisch durchschummeln.

Anzumerken ist an dieser Stelle, dass in Valencia sowohl Spanisch als auch „Valenciano“ offizielle Sprachen sind. An der Universität werden alle Kurse in diesen Sprachen sowie als auch in Englisch angeboten. Im täglichen Leben wird vor allem Spanisch gesprochen, Straßenschilder sind jedoch zweisprachig und vor allem die ältere Bevölkerung oder Studierende von kleineren Dörfern aus der Umgebung Valencias sprechen Valenciano.

Die Universität hat zuerst eine allgemeine Info-Veranstaltung und danach ein spezifisches Treffen mit allen Wirtschaftsstudierenden organisiert. Die Teilnahme an beiden Veranstaltungen ist verpflichtend. Die Erasmus Organisation ESN hat außerdem eine alternative Einführungswoche mit einer Stadtführung oder gemeinsamen Abendessen angeboten. Es ist sehr einfach Erasmus Studenten kennen zu lernen. Die Stadt ist sehr international und empfängt jährlich an die 5000 Studenten. Es ist hilfreich in der ersten Woche bei all den Events teilzunehmen bzw. sogar gleich auf eine organisierte Reise mitzufahren (ich war zum Beispiel das erste Wochenende gleich in Madrid), um möglichst schnell Freunde zu finden.

Anmelde- und Einreiseformalitäten gibt es keine und Visum ist, dank der EU Gesetze, auch nicht notwendig. Die Universität in Valencia verfügt über ein sehr großes Kursangebot in Englisch, Spanisch und Valenciano. Ich habe ca. die Hälfte der Kurse auf Spanisch besucht und kann das sehr empfehlen. Ein spanischer Student belegt im Semester 5 Kurse zu je 6 ECTS Punkten. Ich hatte keine Probleme auch 5 Kurse zu belegen. Während des Jahres ist der Aufwand größer als an der Grazer Uni, die Endklausuren sind jedoch weniger aufwändig und geringer gewichtet. Empfehlen kann ich das VWL-Modul und den speziell für Erasmus Studenten angebotenen Kurs „Wirtschaftsspanisch“ (Español para los Negocios) zu absolvieren. Ich habe außerdem meine Spezialisierung im Bereich Marketing in Valencia abgeschlossen.

Bei der Anerkennung gab es, dank des im vorhinein ausgefüllten Bescheides, keine Probleme. Auch eine Kursänderung konnte problemlos durchgeführt werden. Es ist jedoch leichter noch in Graz Anrechnungsfragen zu beantworten, da man sonst den Vorausbescheid zwischen Professoren und Dekanat per Email hin und her schicken muss.

Das Leben in Spanien ist viel günstiger als in Österreich. Wohnungen sind billiger bzw. gleich teuer, je nachdem nach welchen Standards man Ausschau hält. Vor allem Obst und Gemüse bekommt man zu sehr günstigen Preisen direkt bei Obstläden auf der Straße. Öffentliche Verkehrsmittel sind vor allem mit 10er Punktekarten günstiger. Mit dem Fahrrad kann man aber auch problemlos durch die ganze Stadt fahren. Es wird zwar gerne darauf hingewiesen, aber es zahlt sich nicht aus Bücher zu kaufen. Die Bibliothek verfügt über alle wichtigen Bücher, die in den Lehrveranstaltungen verlangt werden und sonst kann man sich auch mal ein Buch von den KollegInnen ausborgen.

Die soziale Integration erfolgt in Valencia mühelos. Die Organisation ESN, aber auch zahlreiche weitere Erasmus Organisationen, organisieren fast täglich Ausflüge, Events oder Treffen. Die lokalen Studenten lernt man in den Vorlesungen oder in Zuge von Gruppenarbeiten besser kennen. Ich habe vor Beginn des Aufenthalts außerdem eine spanische Erasmus-Mentorin zugeteilt bekommen. Sie hat sich im Vorhinein sehr liebevoll um alle möglichen Anliegen gekümmert.

Fazit
Valencia ist eine unglaublich tolle Stadt und die Entscheidung hier ein Erasmus-Jahr zu absolvieren war sicherlich eine der besten meines Lebens. Ich kann jedem empfehlen ein ganzes Jahr zu gehen, auch wenn es lange wirkt. Die Stadt ist extrem vielfältig und ich habe erst das Gefühl gehabt nach einem Semester so richtig angekommen zu sein und mich hier zu Hause zu fühlen. Im Sommersemester sind außerdem „Las Fallas“, das wohl verrückteste Stadtfest, das ich jemals erlebt habe. Außerdem kann ich empfehlen sich gleich in den ersten Tagen Fahrradverleihsystems „Valenbisi“ zu organisieren. Das Abo kostet 29,90€ für ein Jahr und ermöglicht einem sich ein Fahrrad von den zahlreichen Stationen in der ganzen Stadt auszuborgen. Die ersten 30min Fahrtzeit sind immer gratis, danach werden ca. 50 Cent pro weitere 30min verrechnet. Valencia ist sehr günstig gelegen um zahlreiche Reisen zu unternehmen. Ich bin in diesem Jahr sehr viel herumgekommen, mit Bussen und Flügen (Ryanair, Vueling) kommt man sehr günstig auf die spanischen Inseln oder in spanische Großstädte. Spanier sind extrem offen und freundlich und freuen sich wenn man mit ihnen spanisch spricht. Man spürt jedoch noch immer die Konsequenzen der Krise, geprägt durch eine sehr hohe Arbeitslosigkeitsrate, besonders bei Jugendlichen. Diebstahl ist allgegenwärtig in Valencia, jedem Erasmus Studenten wurde zumindest einmal das Handy gestohlen. Gerade am Strand, in typischen Erasmus-Bars oder großen Clubs wird sehr viel geklaut. Diebe sind extrem schnell und geübt, man sollte seine Tasche nie unbeaufsichtigt lassen!

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