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Vom effizienten Umgang mit studentischen Arbeiten

Dienstag, 03.07.2018, uni.blog, #lehren

Semesterende ist Korrekturzeit. Wenn der Hochsommer anbricht, warten nicht nur jede Menge Klausuren, sondern auch Stapel von studentischen Arbeiten

Wieder ist ein arbeitsreiches Semester zu Ende und lässt einen zufrieden, aber erschöpft zurück. Das Bedürfnis nach Erholung und Urlaub lässt sich gerade zu Beginn der vorlesungsfreien Zeit immer weniger leugnen, und auch die sommerlichen Temperaturen verhindern zuweilen das Aufkommen unerbittlicher Arbeitswut. Bevor aber die lang ersehnte Erholungs- und Forschungszeit beginnen kann, gilt es noch die Arbeiten durchzusehen, die Ihre Studierenden im vergangenen Semester geschrieben haben. Damit das Korrigieren der Arbeiten nicht zu viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt, gibt das Schreibzentrum der Universität Graz hier sieben Tipps für ein effizientes Vorgehen beim Lesen, Feedbacken und Beurteilen studentischer Arbeiten.

7 Tipps für einen effizienten Umgang mit studentischen Arbeiten

  1. Verschaffen Sie sich zunächst einen Überblick über die Anzahl und den Umfang der zu lesenden Arbeiten. Sie bekommen so ein Gefühl für den Arbeitsaufwand, der auf Sie zukommt. Wenn Sie die benötigte Zeit im Vorhinein realistisch einschätzen und sich mental auf den bevorstehenden Lese- und Korrekturaufwand einstellen, wird Ihnen die Arbeit leichter fallen.
  2. Überfliegen Sie jede Arbeit zunächst, bevor Sie sie genau lesen und mit Anmerkungen versehen. Markieren Sie beim Überfliegen alle Stärken und Schwächen der Arbeit, die Ihnen unmittelbar auffallen.
  3. Lesen Sie die Arbeit nun aufmerksam durch und richten Sie Ihr Hauptaugenmerk dabei konzentriert auf zentrale Qualitätskriterien für wissenschaftliche Arbeiten (z.B. Wurde eine angemessene Fragestellung gewählt? Ist die Struktur der Arbeit schlüssig? Wie viel analytische Tiefe wurde erreicht? usw.). Zuweilen besteht nämlich die Gefahr, dass holprige Formulierungen oder Formalfehler so irritierend sind, dass sie den Blick auf grundlegende Dinge wie etwa die Angemessenheit der Fragestellung verstellen. Ein nützliches Hilfsmittel für diesen Arbeitsschritt ist ein ausformuliertes Feedback- bzw. Bewertungsraster. Beim Erarbeiten eines solchen Rasters unterstützt Sie das Schreibzentrum mit Mustern und Arbeitsvorlagen.
  4. Achten Sie bewusst auf die Stärken der Arbeit. Ein zu defizitorientierter Blick kann zu Unmut und Verärgerung führen. Denn er rückt diejenigen Aspekte ins Zentrum, die Studierende noch nicht beherrschen oder verstehen, obwohl Sie mit großem Bemühen versucht haben, sie ihnen näherzubringen. Dass Ihre Bemühungen nicht immer fruchten, liegt allerdings daran, dass Ihre Studierenden sich mitten in einem komplexen Lernprozess befinden und erst dabei sind, sich die (fachspezifischen) Grundregeln wissenschaftlichen Schreibens anzueignen. In diesem Aneignungsprozess machen sie notwendigerweise Fehler. Wenn Sie neben den Mängeln auch die Stärken und gelungenen Aspekte der Arbeit kenntlich machen, geben Sie Ihren Studierenden zudem wertvolle Hinweise darauf, was sie bei zukünftigen Arbeiten jedenfalls wieder gleich machen sollen.
  5. Arbeiten Sie exemplarisch. Um Ihren Studierenden eine Lernchance zu eröffnen, ist es nicht notwendig, dass Sie die Arbeiten vom ersten bis zum letzten Wort berichtigen. Vor allem sprachliches Verbesserungspotential lässt sich anhand einiger weniger Passagen gut aufzeigen. Die größte Wirkung erzielen Sie, wenn Sie Ihre Korrekturen und Verbesserungsvorschläge um konkrete Handlungsanweisungen ergänzen, z.B. „auf Kommasetzung vor Nebensätzen achten“ oder „zu viele Passivkonstruktionen vermeiden“.
  6. Stellen Sie Fragen. Setzen Sie Randbemerkungen vor allem ein, um Fragen zu stellen. Fragen haben appellative Wirkung und regen Studierende zum Überdenken ihrer Texte an. Während Randbemerkungen wie „unverständlich“ oder „unklar“ bei Studierenden eher achselzuckende Resignation erzeugen, erhöhen Fragen wie „Woran haben Sie dabei konkret gedacht?“ oder „Inwiefern handelt es sich hier um XY?“ die Chance, dass Ihre Studierenden über einzelne Aussagen oder Passagen der Arbeit noch einmal nachdenken und vielleicht sogar das Gespräch mit Ihnen suchen, um Rückfragen zu stellen.
  7. Schreiben Sie einen zusammenfassenden Kommentar. Einen besonders hohen Lerneffekt können Sie dabei erzielen, wenn Sie Ihren Kommentar nach dem sogenannten WSV-Prinzip strukturieren:

    - S(tärken): Erwähnen Sie die gelungenen Aspekte der Arbeit und verdeutlichen Sie so Ihren Studierenden, was sie schon beherrschen und bei zukünftigen Arbeiten reproduzieren sollen.
    - W(iedergabe): Umreißen Sie kurz die Haupteinsicht der Arbeit. Sie zeigen Ihren Studierenden auf diese Weise, dass Sie sie ernst nehmen und die Arbeiten mit Interesse lesen.
    -V(erbesserungspotentiale): Führen Sie schließlich die Schwächen der Arbeit an und konzentrieren Sie sich dabei auf dringliche Probleme. Skizzieren Sie als erstes den Bereich, der Ihnen am wichtigsten erscheint und in dem sich die Studierenden unbedingt verbessern sollen. Zeigen Sie, wenn möglich, konkrete Lösungsmöglichkeiten auf, die den Studierenden Wege für zukünftige Arbeiten weisen.

 

Mehr zum Umgang mit studentischen Arbeiten:

Buff Keller, Eva: Jörissen, Stefan: Abschlussarbeiten im Studium anleiten, betreuen und bewerten. Opladen, Toronto: Budrich 2015.

Harvard College Writing Program: A Brief Guide to Responding to Student Writing. Online 2007.

(https://writingproject.fas.harvard.edu/files/hwp/files/bg_responding_to_student_writing.pdf)

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