Oftmals ist es nicht nur das Bewerbungsgespräch, dem man etwas nervös entgegen blickt, sondern auch die Gehaltsverhandlung danach. Wie viel darf man verlangen und ab wie viel verkauft man sich unter dem eigenen Wert? Wir klären auf!
1) Grundlage für eine gelungene Gehaltsverhandlung ist Ihre Vorbereitung. Vorab sollten Sie über ganz allgemeine Punkte bezüglich des Gehalts Bescheid wissen:
- Das Gehalt wird in Brutto-Beträgen verhandelt und üblicherweise in Österreich in Monatsangaben, im Ausland in Jahresbeträgen. Informieren Sie sich also, wie viel Ihr monatlicher Gehaltswunsch über das Jahr zusammengerechnet ist.
Sie wissen nicht wie viel Netto Ihnen bleibt? Hier geht es zum Brutto-Netto-Rechner! - Das Gehalt kann aus mehreren Bestandteilen bestehen. Bei den meisten Stellen wird Ihnen ein zusätzliches 13. und 14. Gehalt ausbezahlt, jedoch nicht überall. Des Weiteren kann es sein, dass Sie zusätzlich zum Fixgehalt auch variable Gehaltsbestandteile haben, wie etwa Erfolgsbeteiligungen, Versicherungsbeiträge, Firmenwagen oder Firmenlaptop zur privaten Nutzung et cetera.
2) Wenn Sie eine Stelle gefunden haben, die Sie anspricht, so können Sie über folgende Wege ermitteln, ob die Bezahlung fair ist und wie die Firma zu dieser Zahl kommt:
Der Gehaltskompass
Der Gehaltskompass des AMS gibt Ihnen einen ersten Überblick, wie das Einstiegsgehalt im Durchschnitt in Bezug auf einen bestimmten Beruf beziehungsweise nach Abschluss eines entsprechenden Studiums ist. Dies können Sie als erste Orientierung heranziehen.
Der Gehaltsrechner ermöglicht Ihnen Ihr Gehalt mit den durchschnittlichen Löhnen in Bezug auf Ihre Berufsgruppe und Branche zu vergleichen. So können Sie rasch erkennen, ob die gebotene Entlohnung fair ist!
Der Kollektivvertrag regelt für die meisten Berufe in Österreich das Mindestgehalt. Neben anderen berufsrelevanten Bestimmungen, wird hier über die Tätigkeit eine Zuordnung zu einer bestimmten Gehaltsgruppe vorgenommen. Des Weiteren werden Sie in Abhängigkeit Ihrer Berufserfahrung höher eingestuft und erhalten in regelmäßigen Abständen eine Vorrückung!
Firmen müssen Sie bereits von Anfang an höher einstufen, wenn Sie Berufserfahrung mitbringen, jedoch zählt oftmals nur die für die Position relevante Berufserfahrung (und hier auch nicht oft in vollem Ausmaß). Lesen Sie sich daher den Kollektivvertrag genau durch und rechnen Sie sich aus, welches Gehalt Sie mit Einbezug Ihrer Vordienstzeiten beziehen würden.
3) Die Entscheidung das Gehalt zu verhandeln oder nicht, kann von mehreren Punkten abhängig sein:
Bereich
Ob eine Gehaltsverhandlung überhaupt sinnvoll ist, hängt vom Bereich ab, in dem Sie arbeiten möchten. Hier sind gerade jene Bereiche schwierig, die eher unterfinanziert und/oder von Förderungen abhängig sind, wie beispielsweise der Sozialbereich. Oftmals ist es hier nicht möglich ein höheres Gehalt zu verhandeln, da dieses entsprechen dem Kollektivvertrag an die Trägervereine ausgezahlt wird. Daher ist es hier von Vorteil lediglich zu kontrollieren, ob die Tätigkeit mit der Einstufung im Kollektivvertrag übereinstimmt und nachzufragen, ob andere, flexible Bestandteile zum Gehalt dazu kommen.
Position
Je nachdem wie verantwortungsvoll Positionen sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man das Gehalt verhandeln kann, auch in geförderten Bereichen, wie etwa dem Sozialbereich. Recherchieren Sie dazu vorab, was in der entsprechenden Position in dem jeweiligen Bereich üblich und möglich ist.
Qualifikationen
Der wichtigste Faktor für die Gehaltsverhandlung sind ihre Qualifikationen. Wenn Sie über wenig Berufserfahrung und Qualifikationen verfügen oder ein paar Punkte nicht erfüllen, so ist es für Sie schwierig eine passende Argumentationsgrundlage zu haben. Überlegen Sie daher vorab gründlich, welche Qualifikationen Sie mitbringen und wie Sie sich von anderen abheben und auch, wie Sie Ihre besonderen Qualifikationen in der Firma einbringen können. Ihr Gegenüber sollte den Eindruck gewinnen, dass Sie das zusätzlich Geld „wert“ sind, um Sie als besonders qualifizierte Person in das Unternehmen zu holen.
4) Treffen Sie auf Basis der vorangegangenen Überlegung eine Entscheidung, ob Sie verhandeln wollen und welches Gehalt Sie anstreben:
Beziehen Sie für Ihre Entscheidung Ihre Recherchen mit ein und überlegen Sie sich einen Spielraum für Ihre Gehaltsvorstellung, also eine Obergrenze, die Sie anstreben und eine Untergrenze, die für Sie noch akzeptabel ist. Die Obergrenze sollte dabei immer realistisch bleiben – wenn Ihr Gehaltswunsch in utopischer Höhe ist, schreckt das die Firmen ab. Zusätzlich zur Obergrenze ist es auch ganz wichtig eine Untergrenze zu definieren und zwar eine, die Sie der Firma wenn nötig mitteilen und eine, unter der Sie den Job auch bei Zusage nicht antreten würden. Dies sollten Sie für die Gehaltsverhandlung für sich behalten.
Das Festlegen von Ober- und Untergrenze gibt Ihnen die Möglichkeit flexibel zu verhandeln und nicht auf einer Zahl zu beharren.
5) Bleiben Sie in der Verhandlungssituation höflich und bringen Sie Ihre vorbereiteten Argumente vor:
Timing
Das Timing ist entscheidend, um auch ein positives Ergebnis zu erzielen. Preschen Sie nicht gleich am Anfang mit Ihren Gehaltsvorstellungen vor, sondern punkten Sie mit Ihrer Kompetenz und Sympathie und bringen Sie das Thema Gehalt gegen Ende des Gesprächs auf den Tisch.
Das Thema ansprechen:
Eine Gehaltsverhandlung zu starten, wenn das Gegenüber dies nicht von selber anspricht, erfordert Höflichkeit und Fingerspitzengefühl. Idealerweise gibt Ihnen das Unternehmen bereits eine Spanne vor, in der Sie sich einreihen können. Akzeptieren Sie dabei nicht das erste Angebot, sondern versuchen Sie Ihre Gegenvorschläge einzubringen.
Nennen Sie Ihre Argumente und untermauern Sie diese mit Beispielen. Dabei nennen Sie das beste Argument immer zuerst. Bleiben Sie stets sachlich und versuchen Sie nicht, das Gegenüber durch den Verweis auf Geldsorgen, Familie, besser bezahlte Kolleg*innen oder ähnliches zu „erpressen“.
Das könnte Sie auch interessieren: