Wer von Ihnen kennt es nicht? Trockener Mund, heiße Wangen und das flaue Gefühl im Magen, kurz vor einer Prüfung, einer Präsentation oder einem wichtigen Gespräch. Doch gleich vorweg: Eine gewisse Nervosität ist völlig normal, gerade auch vor einem Bewerbungsgespräch, geht es dort ja um die weitere berufliche Zukunft. Auch wenn das Gefühl der Nervosität meist etwas unangenehm ist, dient sie gleichzeitig dazu, dass durch die Ausschüttung von Adrenalin Höchstleistungen möglich werden. Wird die Nervosität jedoch zu stark, kann auch das Gegenteil passieren: Man bringt keinen geraden Satz mehr heraus und ist nicht mehr aufnahmefähig. Nachfolgend finden Sie einige Tipps, um möglichst entspannt zum nächsten Bewerbungsgespräch zu gehen.
Vorbereitung
Zu wissen, dass man sich gut und ausgiebig auf das Bewerbungsgespräch vorbereitet hat, kann schon enorm viel bewirken. Neben den Fragen zur Person, dem eigenen Lebenslauf, der Berufserfahrung etc. ist es mindestens genauso wichtig, sich über das Unternehmen zu informieren. Nutzen Sie also die Vorbereitungszeit, um sich zum einen Antworten auf klassische Bewerbungsfragen zurechtzulegen und zum anderen, um Informationen zum Unternehmen und auch zum/zur Gesprächspartner:in einzuholen. Vielleicht kennen Sie auch jemanden, der/die im Unternehmen arbeitet oder gearbeitet hat und können so noch über deren Erfahrungen und Insidertipps sprechen. Studieren Sie aber auf jeden Fall die Firmen-Website und merken sich ein paar Kennzahlen, wie die Anzahl der Mitarbeiter:innen, Standorte etc.
Wunder Punkt
Viele Bewerber:innen sind auch deswegen sehr nervös vor einem Bewerbungsgespräch, weil Sie Angst haben, eine Frage zur eigenen „Schwachstelle“ bekommen zu können. Klassiker dazu sind etwa Fragen wie „Warum haben Sie so lange studiert?“, „Wieso haben Sie gekündigt bzw. wurden Sie gekündigt?“ oder „Warum sind Sie schon seit XY Monaten arbeitssuchend?“. Wichtig ist, dass Sie sich Ihren eigenen wunden Punkt bewusst sind und sich im Zuge der Vorbereitung eine passende Antwort überlegen. Zudem sollten Sie wissen, dass die allermeisten Personalverantwortlichen keine bösen Absichten verfolgen und einfach nur die wahren Gründe herausfinden bzw. testen möchten, wie Sie in stressigen Situationen reagieren.
Bewusste Atmung
Nervosität wirkt sich auf die Atmung aus und vice versa. Wenn wir nervös sind, atmen wir meist viel flacher und schneller. Wenn Sie also während des Gesprächs merken, dass die Nervosität steigt, versuchen Sie sich kurz auf Ihre Atmung zu konzentrieren. Konkret bedeutet das, dass Sie bewusst tief über die Nase ein- und über den Mund ausatmen sollen. Diese ruhige und tiefe Atmung führt dazu, dass der Kreislauf stabilisiert wird und man automatisch ruhiger und sicherer wirkt. Im Idealfall nehmen Sie sich auch vor dem Gespräch ein paar Minuten Zeit für Ihre Atmung, z.B. für die 4-6-8 Atemübung: Bevor Sie das Unternehmen betreten, suchen Sie sich einen ruhigen und ungestörten Ort und atmen Sie durch die Nase ein, während Sie langsam bis 4 zählen. Halten Sie die Luft und zählen Sie bis 6 bevor Sie anschließend die Luft langsam über den Mund ausatmen und gedanklich bis 8 zählen. Machen Sie das Ganze 3-4-mal hintereinander und Sie werden eine sofortige Reduktion Ihrer Nervosität bemerken.
Ehrlich und offen sein
Eine gewisse Nervosität und Anspannung ist völlig normal, das weiß natürlich auch Ihr Gegenüber. Sie brauchen deswegen nicht zu versuchen, Ihre Nervosität zu verstecken oder gar zu überspielen. Stehen Sie einfach dazu, dass Sie aufgeregt sind, so kann sich auch das Gegenüber sicher sein, dass Sie sich der Wichtigkeit des Anlasses bewusst sind und Ihnen das Bewerbungsgespräch wichtig ist. Wenn die Nervosität ganz schlimm ist, könnten Sie dies auch gerne ansprechen. Wenn Sie befürchten, ein Blackout zu bekommen, dann können Sie auch immer um eine kurze Pause bitten. Das Versteckspiel macht auch deswegen wenig Sinn, da auch die eigene Körpersprache viel über den Gemütszustand verraten kann. Typische Anzeichen für große Anspannung oder Nervosität sind u.a.:
- Spielen mit den Haaren, mit dem Schmuck o.ä.
- Kein Blickkontakt, herumschweifender Blick
- Wenig oder übertriebenes Lachen
- Zappeln, heftige Armbewegungen
- Sehr schnelles Sprechen
Vielleicht achten Sie beim nächsten Bewerbungsgespräch oder der nächsten Uni-Präsentation darauf, ob auch Sie vielleicht unbewusst z.B. mit Ihren Haaren spielen, wenn Sie nervös sind und versuchen dies ein wenig zu steuern. Doch denken Sie auch immer daran: Nur etwa 20% der eigenen Nervosität wird vom Gegenüber auch wirklich wahrgenommen.
Autorin: Sandra Weidinger
Beraterin und Trainerin im Career Center der Uni Graz
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