Ein beliebtes Mittel zur Personalauswahl ist das Assessment Center. Dabei werden mehrere Bewerber*innen zu einem Termin eingeladen, bei dem aufeinanderfolgende Übungen und Gespräche durchlaufen werden. Da dieser Prozess von mindestens vier bis sechs Beobachter*innen und ein bis zwei Moderator*innen begleitet wird, bekommt der*die zukünftige Arbeitgeber*in ein umfassendes Bild von der Arbeitsweise und sozialen Kompetenz der Bewerber*innen, um so eine bessere Entscheidung für die Stellenbesetzung treffen zu können.
Darum geht’s beim AC
Welche Aufgaben genau dabei auf Sie warten hängt von der jeweiligen Stelle ab. Es gibt eine große Methodenauswahl, die Inhalte der jeweiligen Aufgabenstellungen werden aber immer gezielt an die Anforderungen für den zu besetzenden Job angepasst. Das Augenmerk liegt hier klar auf der Beobachtung und Bewertung Ihres Verhaltens.
Das gesuchte Ergebnis ist also individuell: Für eine Führungskraft kann Durchsetzungswille ganz oben auf der Liste notwendiger Kompetenzen stehen, bei einer Stelle als Mitarbeiter*in eines Teams ist diese Kompetenz vielleicht weniger schwer gewichtet.
Vor- und Nachteile des ACs
Der Vorteil für das Unternehmen liegt auf der Hand: Durch das Einsetzen mehrerer Beobachter*innen erhält man ein objektiveres Ergebnis. Außerdem erlebt man die Bewerber*innen „in Aktion“ und kann damit einschätzen, wie gut sie ins Team passen.
Da dieses Verfahren jedoch viel Vorbereitung und Zeit erfordert, wird ein AC eher von größeren Unternehmen eingesetzt.
Die wichtigsten Aufgaben
Eröffnungsrunde / Vorstellung
Varianten dieser Übung können sein: Steckbrief, Gruppenvorstellung, Partner*innen-Interview, Selbstpräsentation. Dauer: zwischen 1 und 5 Minuten.
Eine Vorstellungsrunde ist mit ziemlicher Sicherheit eine der Aufgaben, die an Sie im AC gestellt werden. Meistens beginnt das Auswahlverfahren mit dieser Übung. Es kann sein, dass Sie sich bereits vorab zu Hause darauf vorbereiten können, häufig werden Ihnen aber Inhalte, die Sie in der Präsentation ansprechen sollen, vorgegeben, ebenso ist eine bestimmte Dauer einzuhalten.
Tests
Varianten: Intelligenztests, Leistungstests, Persönlichkeitstests
Intelligenztests können in verschiedenen Disziplinen eingesetzt werden, hier gibt es sehr viel gute Literatur, mit der Sie sich gezielt auf diese Übungen vorbereiten können. Auch im Career Center finden Sie dazu einiges zum Ausborgen.
Die Leistungstests zielen meist auf die Prüfung Ihrer Konzentration und Ihrer Ausdauer ab. Aufgabenstellung könnte sein, dass Sie sich in einer bestimmen Zeitdauer eine Reihe Sätze merken sollen und dazu im Anschluss Verständnisfragen und Zusammenhänge beantworten müssen.
Die Vorbereitung auf einen Persönlichkeitstest ist nicht notwendig, da es hier kein richtig oder falsch gibt. Es ist jedoch nicht sinnvoll, den Test so auszufüllen, wie Sie denken, dass der*die Arbeitgeber*in ihn haben will – das kann zu einem unstimmigen Persönlichkeitsprofil führen, das Sie weniger passend für die Stelle macht.
Gruppendiskussion
Varianten: führerlose oder geführte Diskussion mit oder ohne vorgegebenem Thema, Gruppendiskussion mit vorgegebenen Rollen
Die Teilnehmer*innen werden aufgefordert, als Gruppe zu diskutieren. Zu welchen inhaltlichen Ergebnissen die Gruppe kommt, spielt für die Auswertung der Übung meist keine Rolle. Beobachtet und bewertet wird Ihr Verhalten während der Diskussion. Tipp: Klären Sie in der Gruppe das Verständnis zu der Aufgabe ab. Vergleichen Sie außerdem Ihre Informationen, da oft unterschiedliche Angabeblätter ausgehändigt werden, um die Übung zu verschärfen. Außerdem sollte zumindest eine Person die vorgegeben Zeit im Blick haben.
Vorträge / Kurzreferate/ Präsentation
Die Teilnehmer*innen erhalten die Aufgabe, zu einem frei gewählten, vorgegebenen Thema oder einer spezifischen Fragestellung eine Präsentation zu halten. Die Präsentationsdauer sowie die Vorbereitungszeit variieren je nach Inhalt und Aufgabe. Oftmals können bereit gestellte Medien (Flip-Chart, Pinnwand etc.) benutzt werden – wird Ihnen dies angeboten bitte unbedingt verwenden. Die Präsentation kann außerdem mit oder ohne Diskussion mit den Zuhörer*innen erfolgen.
Tipp: Sie wissen bestimmt, dass nur ein Bruchteil des Gesagten für die Zuhörer*innen einer Rolle spielt, um Ihre Präsentation zu bewerten. Nur wenn Körpersprache und Stimme überzeugen, punkten Sie auch mit dem Inhalt des Vortrags. Versuchen Sie daher, Ihrer Präsentation eine Struktur oder Dramaturgie zu geben, und die Zuhörer*innen mit rhetorischen Fragen in das Geschehen mit einzubinden!
Rollensimulation
Varianten: Simulierung eines Mitarbeiter*innengesprächs, Verkaufsgespräch, Reklamationsgespräch, Planungsgespräch etc.
Je nach Tätigkeit werden berufliche Gesprächssituationen durchgespielt. Dabei sollte geprüft werden, wie Ihr Gesprächsverhalten in unvorhergesehenen Situationen oder bei schwierigen vier-Augen-Gesprächen ist. Der*die Gesprächspartner*in kann ein*e andere*r Kandidat*in sein, in der Regel übernimmt diese Rolle aber eine*r der Beobachter*innen.
Unter Umständen kann nach dem Rollenspiel eine Nachbesprechung erfolgen.
Turmbauübung
Diese Übung zählt zu den klassischen Aufgabenstellungen eines ACs und wird häufig eingesetzt, um unter Zeitdruck die Gruppendynamik bzw. Ihre Rolle in der Gruppe zu testen und Ihr Einhalten an Vorgaben zu beobachten.
Mindesten zwei Kleingruppen (von je ca. 3-5 Personen) bekommt die Aufgabe, gemeinsam unter Beobachtung und in vorgegebener Zeit einen Turm zu bauen. Dazu werden bestimmte Materialien zur Verfügung gestellt, meist: drei Bogen Papier, eine Schere, ein Klebestift, ein Lineal.
Bewertet werden Kreativität, Stabilität und Höhe des Turms, es gewinnt jene Gruppe, die die meisten Kriterien erfüllt.
Fallstudien / Case Studies
Hierbei geht es um analytische und organisatorische Kompetenzen, aber auch darum, wie Teilnehmer*innen an ein schwieriges Problem herangehen und wie eine Lösung erarbeitet wird. Die Fallstudien können mit den Bereichen Logistik, Personalpolitik, Organisation und dergleichen mehr zu tun haben. Die Ergebnisse müssen meist schriftlich abgegeben, ev. auch präsentiert werden. Tipp: Teilen Sie sich die Zeit gut ein. Es besser, Lösungsansätze nur zu skizzieren als ein oder zwei Aufgaben gar nicht zu bearbeiten.
Unternehmensplanspiel
Simuliert wird die Entwicklung eines ganzen Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum. Sie erhalten Informationen und müssen für einen bestimmten Zeitraum verschiedene Entscheidungen treffen bzw. Tätigkeiten ausführen. Nach Erhalt von Informationen über Veränderungen sind neue Entscheidungen zu treffen oder Tätigkeiten auszuführen. Eventuell muss diese Aufgabe auch im Team gelöst werden.
Postkorbübung
Die Postkorb-Übung simuliert eine Entscheidungssituation, wie sie täglich in Unternehmen anzutreffen ist. Deshalb ist sie auch bei AC`s so beliebt. In der Regel wird diese Übung erst schriftlich durchgeführt und dann mit den Assessor*innen besprochen.
Die Aufgabenstellung ist meist, dass Sie (z.B. als Führungskraft) am Morgen nach Ihrem Urlaub ins Büro kommen und auf Ihrem Schreibtisch einen Stapel Nachrichten, die zum Teil miteinander vernetzt sind, finden. Sie müssen diese unbedingt in XX Minuten bearbeiten, weil Sie danach auf Dienstreise sind.
Im Grunde geht es darum zu erkennen, was Sie als dringend oder nicht dringend, bzw. als wichtig oder unwichtig einstufen und welche Entscheidungen Sie dahingehend im Zuge der Übung treffen.
Fragen Sie gerne im Career Center nach Beispielen!
Interview
Teil des ACs kann auch ein persönliches Gespräch sein, das dem Bewerbungsgespräch gleichzusetzen ist. >> Hier finden Sie wertvolle Tipps und Fragen zum Jobinterview!
Abschlussrunde / Feedback
Zum Abschluss des ACs kann es eine kurze Feedbackrunde in der Gruppe geben, aber auch ein Gespräch unter vier Augen, bei dem das AC und Ihre Rolle darin nachbesprochen wird, ist möglich. Eventuell bekommen Sie auch die Möglichkeit, nach jeder Übung eine Selbsteinschätzung abzugeben, in diesem Fall werden Ihre Ergebnisse mit denen der Beobachter*innen verglichen. Manche Firmen laden die Teilnehmer*innen noch zu einem gemeinsamen Lunch oder Abendessen ein. Achtung hierbei: Die Teilnahme ist obligatorisch und Sie befinden sich hier nach wie vor unter Beobachtung!
Varianten von ACs
Es kann durchaus vorkommen, dass das AC den Ablauf eines Arbeitstages simuliert. In diesem Fall werden die Übungen nicht nacheinander durchgeführt, sondern laufen realitätsnahe ab.
Außerdem können in die ACs reale Problemstellungen des Unternehmens zur Bearbeitung mit eingebunden werden. Handelt es sich um ein Unternehmen mit internationaler Ausrichtung, ist es durchaus denkbar, dass Teile oder das gesamte Assessment Center in einer Fremdsprache abgehalten werden.
Die Vorbereitung
Auf einzelne Aspekte des ACs kann man sich von zu Hause aus gut vorbereiten. Noch sinnvoller ist es, ein Assessment Center in einer Simulationsveranstaltung zu üben. Auch das Career Center bietet Trainings dazu kostenfrei an! >> Informieren Sie sich in unserem Veranstaltungskalender!
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