Immer ausgefeilter werden die Bewerbungsunterlagen, die Recruiter*innen zu lesen bekommen. Aber wie wird das „auffallen um jeden Preis“ eigentlich von ihnen bewertet?
„Nutzen Sie diese Vorlage, um Ihre Unterlagen zu erstellen“ lautet eine Aufforderung, die heute auf nahezu jedem Bewerbung- und Jobportal ausgeworfen wird. Oder noch besser: „Lassen Sie Ihre Unterlagen einfach und unkompliziert von einem Bewerbungs-Service verfassen.“
Immer häufiger taucht die Frage auf: Wo sind die Zeiten, in denen ein Standard-Word-Dokument ohne graphischen Schnick-Schnack versendet wurde UND man auch damit darauf hoffen konnte, zu einem Gespräch eingeladen zu werden und NICHT in der Masse unterzugehen.
Doch trifft das heute wirklich zu?
Was ist wichtiger: Graphische Gestaltung oder Inhalt?
Der Praxistest zeigt, dass ausgefallene Bewerbungen eventuell auf den ersten Blick hervorstechen, jedoch der Inhalt nach wie vor maßgeblich für die Einladung zu einem Gespräch ist. Denn dass ich mit graphischen Elementen umzugehen weiß muss mein*e potentielle*r Arbeitgeber*in nur dann wissen, wenn es die ausgeschriebene Position erfordert.
Klar, da es sich bei den Bewerbungsunterlagen um meine persönliche Marketingunterlage handelt, ist ein ansprechendes Auftreten ein wichtiger Pluspunkt und an die gängigen Richtlinien für den Aufbau der Unterlagen sollte man sich auf jeden Fall halten, um dem*der Leser*in eine lange Orientierungsphase zu ersparen.
30 Sekunden Zeit, um zu überzeugen
Was nämlich wirklich weniger wurde mit der Zeit, ist die Zeit selbst. Nämlich die, die sich der*die Leser*in nimmt, um Ihre Unterlagen durchzuschauen um diese auf den „Einladen“-Stapel zu legen. Rund 30 Sekunden werden im Durchschnitt für den ersten Blick auf Lebenslauf und Anschreiben aufgewendet. Und genau hier können Sie punkten: Je strukturierter Sie die Unterlagen aufbereiten, desto leichter lässt sich der Inhalt erfassen. Nicht Ihr ganzes Leben sollte im Lebenslauf abgebildet sein, sondern nur jene Inhalte sind relevant, die auch für das Ausführen Ihrer zukünftigen Tätigkeiten notwendig sind. Wenn Sie keine Einheits-Unterlagen ausschicken, sondern sowohl Anschreiben als auch Lebenslauf auf die aktuell ausgeschriebene Stelle anpassen, werden Sie die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Und mit kurzen Sätzen, bewussten Absätzen und einem auf die Stelle angepassten Anschreiben unterstützen Sie Recruiter*innen dabei, den Inhalt schnell zu erfassen.
Unternehmensfarben in der Bewerbung aufgreifen?
Bitte nicht. Viel wichtiger ist, dass Ihre Unterlagen harmonisch sind. Und dies erreichen Sie leichter, indem Sie etwaige Farbakzente (z.B. Linien oder Punkte, Bildumrahmung, …) an Ihr Bewerbungsportrait anpassen. Ob sich diese Farben mit jenen des Unternehmens decken, wird absolut egal sein.
Autorin: Angela Messner-Lipp
Beraterin und Trainerin im Career Center der Uni Graz
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