Die Entscheidung für einen passenden Job kann schwierig sein. Entscheidet man sich für den gut bezahlten Job oder aber für jenen schlechter bezahlten, bei dem Ihnen aber die Tätigkeiten mehr liegen? Diese Entscheidung kann Ihnen niemand abnehmen, jedoch ist es gut, sich im Vorhinein ein paar Gedanken darüber zu machen.
Grundsätzlich haben viele bei einem Job, vor allem nach einem Telefonat mit dem*der Arbeitgeber*in oder nach einem Bewerbungsgespräch bereits ein Bauchgefühl, das negativ oder positiv ausfällt. Tun Sie dies nicht ab, sondern nehmen Sie das Bauchgefühl ernst und versuchen Sie zu ergründen, an welchen Dingen Sie das negative oder positive Gefühl festmachen. Dies sind wesentliche Punkte, mit denen Sie sich dann auch im Job auseinandersetzen müssen. Sich darüber bewusst zu sein, ist daher für Sie entscheidend, damit Sie für sich eine gute Entscheidung treffen können.
Neben dem Bauchgefühl geht es bei einer Jobentscheidung auch oft darum zu wissen, welches Bedürfnis im Job befriedigt werden soll und was Ihre Motivation für Ihre Jobwahl ist. Wollen Sie Geld verdienen oder die Welt verbessern? Wollen Sie sich ein gutes Leben ermöglichen oder sich lieber für andere einsetzen? Je klarer Sie diese Punkte für sich haben, desto leichter können Sie auch eine Entscheidung treffen.
Grundsätzlich kann man bei der Motivation zwischen der extrinsischen und der intrinsischen Motivation unterscheiden. Bei der extrinsischen Motivation wird man durch äußere Anreize motiviert – im Job wären das zum Beispiel das Gehalt, die Räumlichkeiten, ein Firmenwagen, die Arbeitszeiten et cetera. Intrinsische Motivation zeichnet sich dadurch aus, dass man durch die Tätigkeit an sich motiviert wird und keiner externen Anreize bedarf. In diesem Fall brennen Sie also für Ihre Tätigkeit, weil Sie sich entfalten können, Ihre Fähigkeiten einbringen können oder einen Sinn in Ihrer Tätigkeit sehen.
Zumeist ist für die Jobwahl die intrinsische Motivation wichtiger, um langfristig in der Tätigkeit zufrieden zu sein. Jedoch sind äußere Bedingungen nicht zu vernachlässigen, denn wer will schon zwar den Traumjob machen, aber davon nicht leben können? Oder furchtbare Arbeitsbedingungen haben? Umgekehrt macht oft eine sehr gute Bezahlung eine langweilige Tätigkeit nicht wett. Der Ausgleich aus beiden Aspekten ist daher ideal.
Jedoch kann in der einen oder anderen Zeit eine bestimmte Motivation überwiegen. Etwa wird bei finanziellen Sorgen oder sehr schlechten Erfahrungen in der vorherigen Arbeit mit den Arbeitsbedingungen, die extrinsische Motivation etwas größer sein als die intrinsische Motivation. Auch kann das von Person zu Person unterschiedlich sein, welche Motivation grundsätzlich den Überhang hat. Sie möchten das für sich herausfinden? Dann notieren Sie sich alle Rahmenbedingungen und alle Tätigkeiten, die Sie machen wollen und überlegen Sie, was auf keinen Fall wegfallen darf beziehungsweise worauf Sie gut verzichten können. Diese Liste können Sie auch bei beruflichen Entscheidungen heranziehen.
Hier noch zusätzlich ein paar Punkte, die Sie in Ihre Überlegungen miteinbeziehen können:
Sicherheit oder Freiheit?
Nicht in jeder Lebenssituation kann man sich vollen Herzens die Freiheit erlauben, einen unliebsamen Job abzusagen. Oftmals geht es auch um Existenzsicherung, um eben offene Rechnungen zu bezahlen. Wenn Sie also das Geld nun so oder so brauchen, stellt sich die Frage nach der Selbstentfaltung im Job gar nicht, sondern hier geht es zunächst darum, finanzielle Sicherheit zu bekommen.
Wenn Sie diese Sicherheit nicht benötigen, kommen nun weitere Fragen hinzu.
Selbstentfaltung
Viele junge Absolvent*innen haben den Wunsch, sich in ihrer Arbeit entfalten zu können und eigene Ideen und Potentiale zu verwirklichen. Achten Sie daher beim Lesen der Stellenanzeige und im Rahmen von Bewerbungsgesprächen darauf, ob die genannten Tätigkeiten sich mit Ihren Wünschen decken. Eine Entscheidungsgrundlage für oder gegen einen Job kann sein, inwieweit Sie Ihre Kompetenzen und Ideen einbringen können, beziehungsweise ob es in absehbarer Zeit möglich wird, dies zu tun.
Firmenwerte
Die Werte, die eine Firma oder ein Unternehmen vertritt, sind oftmals auch ausschlaggebend, um sich dort zu bewerben und sich dort auch wohlzufühlen. Wer möchte schon einen super Job haben, aber nicht einverstanden sein, was das Unternehmen produziert oder wofür es steht?
Überlegen Sie daher bereits vor der Bewerbung, ob Sie, obwohl Sie andere ethische Vorstellungen vertreten, dort arbeiten möchten. Hier kann eine Entscheidungshilfe sein, ob Sie sich vor anderen schlecht fühlen zu erzählen, dass Sie in dieser Organisation arbeiten oder ob Sie, ethisch und moralisch gesehen, auch bei allen anderen Abteilungen oder Zulieferfirmen arbeiten können. Denn auch die Firmen, von denen eine Organisation ihre Rohstoffe bezieht und wie sie das tut, kann ein Entscheidungsgrund sein.
Unternehmensklima
Meist merkt man im Rahmen von Bewerbungsgesprächen recht schnell, ob man sich in einer Firma wohl fühlt. Diese Aspekte sind oftmals so subtil, dass man sie gar nicht benennen kann. Dazu gehört, wie man begrüßt wird, wie der Umgang mit der eigenen Person, aber auch unter den Kolleg*innen ist, die Art und Weise wie Fragen gestellt werden, wie offen und locker die Atmosphäre ist et cetera.
Als Entscheidungsgrundlage können Sie Ihr Bauchgefühl nach dem Gespräch heranziehen. Haben Sie sich wohl gefühlt in der Umgebung und mit den Menschen? Könnten Sie sich vorstellen, dort zu arbeiten? Haben Sie ein positives Gefühl?
Letztlich kann die Entscheidung, einer Firma zuzusagen oder abzusagen, nur von der eigenen Person getroffen werden. Scheuen Sie nicht davor zurück, einerseits mutig etwas Neues zu probieren, aber auch andererseits zu Ihren Werten und Bedürfnissen zu stehen und auch Stellen, so verlockend sie zu Anfang scheinen, abzusagen.
Autorin: Gudrun Graschi
Beraterin und Trainerin sowie Koordinatorin des Career Centers der Uni Graz
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