Ich kann beruflich alles erreichen, was ich mir wünsche und vorgenommen habe. Diese Einstellung ist nicht umsetzbar? Wie man sich realistisch seinen Karrierezielen nähert, zeigt die sogenannte Walt-Disney-Methode.
Träumer*in, Realist*in und Kritiker*in – das sind die Teilnehmer*innen des Inneres-Team-Meetings. Denn diese drei Betrachtungsweisen braucht es nach Walt Disney, um ein Projekt erfolgreich umsetzen zu können – und der Erfolg gibt dem Erfinder von Mickey Maus & Co recht!
Wie gelingt es mir aber nun, mit dieser Strategie das zu erreichen, was ich mir wünsche? Sehen wir uns das gemeinsam anhand eines Beispiels an. Führe ich die Übung das erste Mal durch, macht es Sinn, tatsächlich um den Tisch herum drei Stühle aufzustellen und ihnen eine der drei Rollen zuzuweisen. Auf jedem der drei Stühle werde ich nun rund 15 Minuten verbringen.
Bin ich schon geübt darin, reicht es, mir die drei Begriffe auf einen Zettel zu notieren.
Thema ist notiert – z.B. meine Berufsplanung – und los geht’s!
Der Träumer*die Träumerin
Auf diesem Platz darf ich mir mein Ziel in allen Farben ausmalen. Alles was sich gut anhört, darf hier mit reingepackt werden, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Was sind meine Ideen, Erwartungen, Träume und Wünsche? Hier brauche ich nicht auf das zu achten, was realistisch umsetzbar ist, sondern es werden ungefiltert alle Ideen gesammelt.
Der Kritiker*die Kritikerin
Auf dem nächsten Stuhl wartet der*die Kritiker*in. Ich nehme nun die Liste des*der Träumers*in unter die Lupe und prüfe sie auf Schwachpunkte und Fehler. Es wird alles hinterfragt.
Der Realist*die Realistin
In dieser Position darf ich die Ergebnisse von Träumer*in und Kritiker*in realistisch anschauen. Was von beiden lässt sich vereinbaren? Der*die Realist*in bewertet alles von der praktischen Seite, überlegt sich konkrete Umsetzungsmöglichkeiten und Schritte, die zum Ziel führen können. Wichtig ist, auch die Ressourcen – also Dinge und Menschen, die mir beim Erreichen des Ziels helfen können – mit einzudenken und in den Maßnahmenplan zu notieren.
Und so könnte das dann aussehen:
Träumer*in: Ich habe mein Studium fertig, will aber jetzt gerne noch eine Weiterbildung machen, weil mir die Spezialisierung fehlt. Ich will an der Uni in Graz studieren, dort in 6 Semestern meinen Bachelor machen und dann wissenschaftlich Arbeiten. Später erfinde ich eine Methode, die bei der Lösung des Problems xy hilft.
Kritiker*in: Nun habe ich schon sieben Jahre studiert, nun ist es endlich Zeit, einmal zu arbeiten. Das weitere Studium ist nicht finanzierbar, außerdem müsste ich dann meinen Wohnort wechseln. Und in die Wissenschaft kommt man nur ganz schwer, da muss man gute Kontakte haben, um Fuß fassen zu können. Außerdem ist es später mit Familie nicht einfach, die ganzen Umzüge zu finanzieren, da die Anstellungen immer beschränkt sind. Und die Fördermittel müssen auch generiert werden, davon habe ich keinen Plan.
Realist*in: Es muss nicht in Mindeststudienzeit studiert werden, es ist möglich, eine Teilzeitanstellung im aktuellen Fachbereich zu bekommen und nebenbei das Studium zu absolvieren. Wenn ich Kontakte brauche, um in der Wissenschaft zu arbeiten, dann werde ich den Vorteil nutzen, mich durch das erste Studium im universitären Umfeld auszukennen. Also auf Professor*innen zugehen und mich von Beginn an auf Stellen / Praktika bewerben, die mir beim Erreichen meines Zieles helfen. Und das familiäre Thema kann richtig sein, es ist aber noch gar nicht notwendig, jetzt fünf Jahre vor zu denken, denn es kann auch alles anders kommen.
In Bezug auf die Fördermittel kann ich mich nach einer Weiterbildung umsehen oder die freien Wahlfächer nutzen, um mir das betriebswirtschaftliche Wissen anzueignen.
Sind alle drei Stationen durch, kann es helfen, mit den Ergebnissen des*der Realisten*in eine zweite Runde der Teamsitzung zu starten – also beginnend mit dem*der Träumer*in nochmals alle Positionen durchzugehen. So lange, bis sich mit dem*der Realisten*in ein konkreter Ziel-Plan erarbeiten lässt.
Autorin: Angela Messner-Lipp
Beraterin und Trainerin im Career Center der Uni Graz
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